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Restaurierte Torarolle kehrt erst im Herbst nach Amberg zurück

Thorarolle Berlin - Amberg

Die 228 Jahre alte Torarolle, die nach der Restaurierung in Israel am Holocaust-Gedenktag im Bundestag vollendet wurde, kehrte doch noch nicht im Juni aus Berlin nach Amberg zurück. Wegen Corona verschiebt sich der Festakt auf Oktober.

In den Blickpunkt der deutschen Öffentlichkeit war die alte Sulzbacher Torarolle, die auf wundersame Weise insgesamt drei Mal vor ihrer Vernichtung gerettet worden war, Anfang des Jahres gerückt. Bei der Feierstunde im Berliner Bundestag zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar, dem 76. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz durch Soldaten der russischen Roten Armee, wurde sie vollendet.

Bekenntnis zum jüdischen Leben

Shaul Nekrich, Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde Kassel und einziger Torarschreiber (Sofer) in ganz Deutschland, schrieb die letzten Buchstaben der Tora, die in Israel aufwendig restauriert worden war. Dies tat er stellvertretend für die höchsten Repräsentanten des deutschen Staates. Dadurch legten Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, aber auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, ein klares Bekenntnis zum jüdischen Leben in Deutschland ab.

Die Torarolle, 1793 geschrieben und einst im Besitz der ehemals bedeutenden jüdischen Gemeinde in Sulzbach, überstand zunächst den großen Stadtbrand von 1822 unbeschadet. Nach Auflösung der Sulzbacher Gemeinde in den 1930er-Jahren gingen deren Torarollen, darunter auch jene mit der Inschrift “Sulzbach” und der hebräischen Jahreszahl 5553, in den Besitz der jüdischen Gemeinde in Amberg über. Als Leopold Godlewsky, Religionslehrer und über 30 Jahre Oberhaupt der Amberger jüdischen Gemeinde, im November 1938 von den bevorstehenden Pogromen gegen Juden erfährt, handelt er: Er versteckt die Torarollen und weitere jüdische Ritualgegenstände im Heimatmuseum, das damals im Klösterl untergebracht war. Nach Kriegsende bekam die jüdische Gemeinde ihr Eigentum zurück, so auch die Torarolle.

 

Jahrzehntelang befand sich das wertvolle Stück im Toraschrein in der Amberger Synagoge in der Salzgasse. Bis Rabbiner Elias Dray sie 2015 dort entdeckte. Angesichts ihres desolaten Zustands hätte er sie auf einem jüdischen Friedhof bestatten müssen. Wie es üblich ist für nicht mehr brauchbare jüdische Schriften.

Tora in Israel restauriert

Doch Dray entschied sich für den Erhalt der Tora von 1793 und ließ die Rolle im Heiligen Land restaurieren. Diese aufwendige Arbeit erledigte ein in Israel bekannter Rabbiner: Isaak Rosengarten, der in Bnei Brak, einer großen orthodoxen Gemeinde nahe Tel Aviv, lebt.

Beim Holocaust-Gedenken Ende Januar im Bundestag in Berlin griff Toraschreiber Shaul Nekrich zu einem Federkiel und koscherer Tinte, um die letzten Buchstaben der Rolle aus Pergament, die die fünf Bücher Mose umfasst und die Heilige Schrift im Judentum ist, zu schreiben – und zwar in Althebräisch, von rechts nach links. Noch am gleichen Tag brachte sie Ambergs Rabbiner, der das Holocaust-Gedenken zusammen mit Oberbürgermeister Michael Cerny von der Besuchertribüne des Bundestags aus verfolgt hatte und dann ebenfalls für einen Buchstaben der Torarolle Pate stand, ins jüdische Museum in Berlin.

Coronalage lässt es nicht zu

Eigentlich sollte die 228 Jahre alte Schriftenrolle schon im Juni nach Amberg zurückkehren. Doch wegen Corona verzögert sich dies. Seitens der israelitischen Kultusgemeinde hieß es, die nach wie vor angespannte Pandemiesituation lasse dies nicht zu. In Absprache mit der bayerischen Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die – sehr zur Freude des Amberger Rabbiners – die Schirmherrschaft übernommen hat, findet die Zeremonie nun am 17. Oktober statt. Dray erzählt, dass seine Gemeindemitglieder sehr stolz auf die historische Tora und deren Vollendung im Bundestag seien. “Die Gemeinde freut sich sehr, dass die Torarolle zurück nach Amberg kommt.”

Quelle: www.onetz.de